Donnerstag, 27. Oktober 2011

(4) Warum das Ganze

Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum. Warum werden Inseln überhaupt von Touristen heimgesucht, wodurch ein solch komplexes System aufgebaut werden musste.

Der wohl wichtigste Grund liegt in der Entlastung des Heimatlandes. Schon vor Jahrzehnten wurden in Schulen so genannte Ferien eingeführt, also Zeiten zu denen die Schüler vom Schulbesuch vollständig ausgeschlossen wurden (die Lehrer durften weiter in die Schule gehen, taten es aber nicht), um der Bevölkerung einen konzentrierten Ortswechsel zu erleichtern. Die Heimat kann sich in den Ferienmonaten vom Gewicht seiner Bevölkerung erholen, das Land lebt auf.
Der Incomingtourismus wirkt dem allerdings wieder entgegen, er ist aber zwingend notwendig, um wieder andere Länder vom Gewicht seiner Menschen zu erleichtern.
So musste also eine Gewichtssystematik auf Inseln entwickelt werden, zum Schutz der Heimatländer der Touristen. Eine Art moderner Kolonialismus, denn es ist nicht wissenschaftlich verbürgt, dass die Inseln die Saisontouristen auch aufnehmen wollen. Die Inseln wurden einfach nicht gefragt.
Der zweite wichtige Grund liegt an der Gewohnheit. Denn wer immer nur sieht was er gewohnt ist, wird irgendwann gewöhnlich. Spätestens dann muss er weg, ausbrechen. If you are on earth – travel. Nur Menschen, die anderen etwas zu Leide getan haben, dürfen nicht ausbrechen. Allen anderen ist es vergönnt, natürlich freiwillig, dem Alltag ade zu sagen und aufzubrechen zu neuen Ufern.
Ufern? Ja, Ufern. Die Menschen nehmen das wörtlich und brechen zu den Küsten auf und auf Inseln gibt es davon nun mal am meisten, rundherum quasi.
Es ist praktischer, wenn man von einem Standort in egal welche Richtung geht und immer zu neuen Ufern kommt, als wenn man aufpassen muss in welche Richtung man losstartet und unter Umständen Gefahr läuft, an einem hohen Berg im Landesinneren zu zerschellen, was keinerlei stabilisierende Wirkung hätte. Auch deshalb also sind Inseln so beliebt.
Wer viel Vermögen hat, kauft sich eine. Damit hat er, der Inselinhaber, aber eine Verpflichtung mitgekauft und er muss fortan dafür sorgen, dass die Insel ein Gleichgewichtssystem besitzt und er muss seine Bewohner von Zeit zu Zeit von der Insel schicken.
Zu diesem Zweck muss er ein Reisebüro betreiben. Keine Insel ohne Reisebüro also. Oft sind es mehrere, damit der Ausgleich auch sicher zu bewältigen ist. In Österreich gibt es pro fünf Tausend Einwohner ein Reisebüro.
Dass es der Wille des Staates ist, dass seine Bewohner das Land verlassen, zeigt sich auch darin, dass im Ausland gekaufte Waren steuerfrei erworben werden können. Es gibt zwar auch eine Einfuhrsteuer, aber die wird großzügig umgangen. Wer seinem Land nicht den Nutzen der zeitweiligen Gewichtsreduktion verschafft, muss mehr zu Hause kaufen und zahlt mehr Steuern.
Auch der Umstand, dass sich immer mehrere Millionen Menschen zugleich in Flugzeuge gepfercht in der Luft befinden, wirkt als Nebeneffekt erleichternd auf die Ländereien.

Auch Waren werden deshalb tonnenweise per Luftfracht verschoben und nicht etwa auf Ochsenkarren. Diese technologische Entwicklung war notwendig, denn sonst gäbe es unglaublich viele Ochsenkarren, die von der Erde nicht mehr getragen werden könnten. Schon die First Nations wussten um das Problem sehr gut Bescheid und haben ein jährlich exakt berechnetes Kontingent an Büffeln mit Pfeil und Bogen und Hacke erlegt.
Inselbesucher müssen auch gleich mindestens 20 Kilogramm Freigepäck mitnehmen. Manches nützt sich dabei ab, verbleibt auf der Insel und wird später verbrannt. Nicht auszudenken, wenn alle diese Sachen in den Wandschränken vergammelten und unnötigen Druck auf die Erde erzeugten.
Der weltweite Massentourismus ist also immens wichtig für das Gleichgewicht der Erde.
Heute läuft das ganze System noch über GPS-Daten und beruht auf Schätzungen im Pentagon, aber schon bald werden alle erwachsenen Menschen (Kinder fallen nicht ins Gewicht) einen Google-Chip implementiert tragen, unter der linken Achsel oder zwischen dem großen Zeh und dem zufällig danebenliegenden. Dann wird das System sehr genau sein und es wird keine Vulkanausbrüche mehr geben müssen.

1 Kommentar:

  1. früher einmal war österreich eine insel, die insel der seeligen. jetzt als binnenland müssen wir beim touristenverschieben mitmachen! lg beatrix

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