Donnerstag, 2. Februar 2012

(20) CarFly


Wenn der Akku leer ist, können die Mopeds an jeder beliebigen Stelle aus dem Transrapid/Siemens/Nanosolar/Google/Red Bull-System, das nun den Namen CarFly trägt, Strom abzapfen. Und das funktioniert so: Sie werfen einen Euro über die linke Schulter in einen der zur Verzierung hingestellten Trevibrunnen und greifen der Marmorbüste ins Maul.
Der Akku ist dann aufgeladen und reicht für die nächsten siebzehn Millionen Mopednanometer.
Strauße dürfen nicht auf die Autobahn. Sie dienen lediglich zur Bespannung der Mopedsitze und sind dafür besonders gut geeignet, weil die Noppen im Leder die Popsche der Fahrer vorm Runterrutschen schützen.
So hat also ein neues Transportsystem eine Eiszeit verursacht. Danach fliegen die Autos fast mit Schallgeschwindigkeit, tausend Kilometer in einer Stunde. Von London nach Budapest in zwei Stunden, von Stockholm nach Rom in drei.
Cabrios müssen das Verdeck schließen, sonst fliegt der Pepi weg. Mopeds fahren dann 80, später 90, 110. So schnell fährt heute kein Porsche in den USA.
Die Autos bleiben unter der Schallmauer, wegen der Trommelfelle der Mopedfahrer, die sie brauchen, um von den hupenden Römischen Vespas, die überholen wollen, gehört zu werden. Auch die hupenden Römer brauchen ihre Trommelfelle, zum Plaudern am Straßenrand in Rom.
Und zum Schimpfen auf die Neapolitaner und auf Berlusconi, der noch immer regiert. Jetzt mit Pepi. Das letzte Jahr dann ohne Pepi, weil er das Verdeck von seinem Ferrari zu schließen vergessen hat.
Später dann hat er endgültig die Lust verloren, auch am Regieren, ist zurückgetreten und schließlich eingesperrt worden, weshalb er nicht mehr zum Druckausgleich auf seine Insel fliegen darf.
Seine Insel? Ach ja, Sardinien gehört ihm inzwischen ganz, das Gesetz ist mit knapper Mehrheit im Parlament durchgewunken worden.
Nur in Italien gibt es noch ein Parlament mit Politikern, denn demokratietechnisch ist Italien komplett zurück geblieben. Dort braucht es wohl noch eine Eiszeit.
Aber sonst ist es immer noch schön in Italien, das bleibt ewig so („… diese verdammte Ewigkeit“, gesungen, in „Tanz der Vampire“). Genau wie in Rom. Nur Venedig schwächelt schon wieder und droht, was aber eher an den lockenden Bauaufträgen liegt und offiziell mit den Touristenmassen begründet wird. Die sind dort tatsächlich wieder sehr zahlreich und schieben sich selber durch die Gassen auf den Canal Grande zu, vorbei am Rialto, noch schnell im Vorbeischieben einen Fisch verspeist und rauf auf die Piazzale Roma und rein in den Autobus und ab nach Dresden.
Die Frauenkirche anschauen, wo grade ein Konzert mit Chor aufgetragen wird, wofür man ebenfalls sein Trommelfell benötigt. Sonst hätte es keinen Wert und die Eintrittskarte wäre umsonst ausgegeben. Kein Rückgaberecht bei Hörverlust.
In klassischen Konzerten spüre ich oft Unsicherheit, weil ich nicht weiß, wann ich klatschen soll und wann nicht. Gut, dass es Claqueure gibt. Jedenfalls ist es leichter, in einer Linienmaschine der Thai Airways (www.thaiair.com) anlässlich seiner Landung einen allgemeinen Applaus einzuleiten. Das Publikum in einem Konzertsaal ist dafür weniger geeignet.


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