Donnerstag, 13. Oktober 2011

(2) Warum es die Barcolana gibt

Version 1


Bis 1969 existierten Putzerhäfen. Das waren mittelgroße Fische, die in den Häfen die Böden und Wände vom Staub befreiten, laufend und unentgeltlich. Aber die Fischer haben es übertrieben mit dem Dreck, einfach alles über Bord geschmissen, die Schmutzfinke. Den Putzerhäfen wurde es zu blöd und sie haben per 30. September 1969 ihren Dienst quittiert und sind zu Putzerfischen geworden.
Die Verwaltungen der Häfen im Golf von Triest mussten nun einen Weg zur Sauberhaltung finden. Sie einigten sich in einer Nachsitzung auf den zweiten Oktober-Sonntag eines Jahres und schickten an diesem Tag sämtliche Boote raus auf´s Meer, von 10 bis 16 Uhr muss jeder Platz in jedem Hafen im Golf von Triest geräumt sein, es wird an diesem Tag per Hand geputzt, manchmal auch mit Maschinen.
Damit die Boote auf dem offenen Meer schunkelnd nicht im Chaos untergehen (sprichwörtlich), will man bei Wind, dass sie alle in die selbe Richtung cruisen, wofür sich das Mittel der Regatta als das geeignetste erwiesen hat. Seither gibt es die Barcolana und knapp 2000 Segelboote nahmen heuer daran teil, denn eine Regatta weckt den Sportsgeist und die Teilnehmer zahlen Teilnahmegebühren und alle starten gemeinsam um 10 Uhr. Wer um 16 Uhr nicht zurück ist, wird disqualifiziert. Es kommt häufig vor, dass es einem Segler oder einer Seglerin zu blöd hergeht und er oder sie direkt aus dem Rennen in eine am nahen Ufer gelegene Taverne abbiegt. Das Rennen verläuft nämlich entlang der Küste nach Slowenien.
Der Sieger jedenfalls wird heftig gefeiert und kommt sogar ins Fernsehen. Am Nachmittag ist es vorbei mit dem Spektakel und alle Boote dürfen wieder in ihre  Häfen, derweil die Putzerfische die Haie und Krokodile in der Adria putzen.


Version 2

Die Putzerfische reinigten nachts und unentgeltlich die äußeren Unterseiten der Segelschiffe in den Häfen im Golf von Triest. Bis 1969, denn in diesem Jahr ist ihnen das Wasser innerhalb der Häfen zu dreckig geworden, sie haben den Putzvertrag einseitig gekündigt. Seither gibt es als Ersatz eine Vereinbarung, wonach sie sich bereit erklärt haben, an jedem zweiten Sonntag im Oktober an einer genauen Linie zwischen dem Hafen von Barcola und der Boje vor Koper zwischen 10 und 16 Uhr alle Schiffe aufs Sauberste von Algenbewuchs und sonstigem bremsenden Gestalten zu befreien.
Daraus wurde die Barcolana, offiziell eine Regatta, aber eigentlich geht´s um die Reinigung der Schiffe. Die Barcolana fand heuer zum 43. Mal statt, knapp 2000 Schiffe nahmen daran teil.
Man kann schön beobachten, wie die Boote entlang der Strecke Geschwindigkeit aufnehmen. Mit bis zu 60 Knoten rasen die Boote der Ziellinie entgegen, aber nur wenn die Bora antaucht. Das schnellste Boot ist das am perfektesten geputzte und der Eigner freut sich über die Siegesfeier und kommt ins Fernsehen.
In dieser Version hat es Putzerhäfen nie gegeben.

Die Wahrheit ist, dass die Gewissheit eine Illusion ist.

www.barcolana.it




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