Was ein Kulturmensch ist, geht ins Konzert. Aber
ich fühle mich dort unsicher, weil ich manchmal nicht weiß, wann ich zu
klatschen habe. Ich verlasse mich auf die anderen und die Claqueure.
Auch kenn ich mich mit den Stücken nicht aus, selbst
wenn ich im Programmheft mitlese, weiß ich nicht, welches gerade gegeben wird.
Und bin ich schon sehr in Trance oder gar eingeschlafen, schon werde ich wieder
wach-geklatscht, die Erholungsphasen dauern nur wenige Minuten.
Insgesamt dauert so ein Konzert oft lang, man muss
still sitzen, da frag ich mich, ob´s auch niemandem beginnt, am Sack zu
zwicken.
Während ich diese Zeilen in der ersten Reihe sitzend
– um mich abzulenken – aufnotiere, schaut mich der Virtuose immer öfter an und
prüft, wie heftig und lange ich klatsche. Vermutlich glaubt er, ich sei ein
wichtiger Zeitungskritiker. Dabei mache ich mir lediglich Gedanken über die wesentlichen
Einflussfaktoren auf das Sackzwicken.
Es ist wichtig, sich vor dem Konzert diesbezüglich
Gedanken zu machen. Denn während des Konzerts aufzustehen, die Oberhose runter
zu lassen, die Unterhose zurecht zu rücken, den Sack gar manuell zu verlegen,
die Oberhose wieder hinauf zu ziehen, sich wieder zu setzen, kommt nicht gut
und steht im krassen Widerspruch zu den allgemeinen Gepflogenheiten im Konzert.
Der Sack ist von Natur aus sehr flexibel, man muss
ihm nur die passende Untergatt überstülpen. Die Auswahl der Untergatt ist für
den Genuss eines Konzertes wichtiger, als würde man zu einem Mädchen gehen.
Eine Liebestöteruntergatt ist beim Mädchen deppert, im Konzert egal. Hauptsache
sie passt und zwickt nicht. Nur dumm, wenn man mit dem Mädchen samt Absichten
ins Konzert geht. Hierzu empfiehlt sich die gemeine Kompromissgatti, weil ein
Gattenwechsel zwischen Konzert und danach sich in der Praxis als undurchführbar
erwiesen hat.
Bei Socken sagt man, dass Blasenbildung an den
Fersen verhindert werden kann, wenn man diese einige Tage anbehält.
Ob das ein probates Mittel gegen das Sackzwicken ist, weiß ich nicht.
Wissenschaftlich ist es jedenfalls noch unerforscht.
Der Forschung kommt man schon recht nahe,
analysiert man die Einflussfaktoren genauer. Da ist zuerst einmal die
Beschaffenheit der Unterhose selber, sein Material, die Elastizität, die Passgenauigkeit,
wie lange sie schon getragen wurde, usw. Dann die Hose darüber, wobei die
selben Kriterien wie für die Unterhose gelten. Die Luftfeuchtigkeit und
Temperatur im Konzertsaal; das individuelle Schwitzverhalten des Körpers; die
Dauer der Veranstaltung und deren Unterbrechung mit Pausen, die Anzahl und Länge
der Pausen; die Beschaffenheit der Sitzgelegenheit, ob aus gefährlichem Plastik
oder Kunstleder oder aus weichem, sich dem Hintern anpassenden Materials. Auch
das gegebene Stück hat Einfluss, ist es schön, lenkt es ab, ist es langweilig
und rutscht man am Sessel herum, dann ist der Einfluss weniger gut.
Was ein Kulturmensch ist, der muss leiden.
Mich würde interessieren um welches Stück es sich gehandelt hat um zu so einer Abhandlung zu kommen. Muß spannend gewesen sein ;-)
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